Märchenerzähler
Frank Jentzsch

   
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Märchen in der Sterbebegleitung - Fortbildung für Hospizmitarbeiter / - innen

Märchen sprechen in der Bildersprache. Ganz junge und ganz alte Menschen leben in ihr. Sie schildern menschliche Entwicklungswege ohne erhobenen Zeigefinger. Sie geben auch keine intellektuellen Anweisungen für das Verhalten, sonst bliebe der Zuhörer im Denken und erlebte die Entwicklungswege nicht beispielhaft innerlich mit. Es ist der Kunstgriff der Märchen, daß der Zuhörer in die Figuren des Märchens hineinschlüpft. Wenn er in die böse hineinschlüpft, dann erlebt er am Ende die Folgen seines Handelns in der "Strafe" - besser im Ausgleich. (Vergl. den Zwerg in Schneeweißchen und Rosenrot!) Wenn er sich nicht mit der Figur verbunden hätte, dann hätte er die Entwicklung nicht erlebt, sondern nur gedacht. Wirklich verstehen kann man aber nur, was man erlebt hat.

Im Leben kommen nun immer wieder Situationen auf uns zu, die uns zum Handeln auffordern. Und die Märchen schildern menschliche Entwicklungswege, die uns Mut machen, diese Aufforderung zu ergreifen. Sie erklären uns das nur nicht gedanklich, sondern stellen es bildlich vor uns hin. Aber ist es vor dem Tod nicht zu spät dafür?

Wenn wir am Ende unseres Lebens zurückblicken, dann mögen wir den Eindruck haben, dieses war gut - jenes war schlecht, aber: "Ich kann nichts mehr daran ändern, das Leben liegt hinter mir!" Vielleicht quälen wir uns auch wegen einzelner Taten oder Unterlassungen mit Selbstvorwürfen. Es gibt aber heute viele Schilderungen seelischer Erlebnisse nach dem klinischen Tod (sogenannte Nahtoderlebnisse), die unsere Wahrnehmungsmöglichkeiten über das Zählbare, Meßbare und Wägbare der Naturwissenschaft hinaus zu erweitern scheinen: Der liebe Gott ist in allem, was wir verstehen können, so großzügig - warum sollte er uns nur ein einziges Leben zumessen? Kann man sich nicht vorstellen, daß wir uns in aufeinander folgenden Leben weiterentwickeln dürfen, so wie wir auch von Tag zu Tag dazulernen? Kann es nicht sein, daß wir uns bemühen dürfen, begangene Fehler und Abirrungen in einem folgenden Leben wieder auszugleichen, so gut wir es vermögen? (Vergl. das Evangelienbild vom Verlorenen Sohn, Lukas 15). Bevor ich der Gnade Gottes teilhaftig werde, kann er wohl von uns erwarten, daß wir ihm einen Schritt entgegengehen. Es ist deshalb nie zu spät für eine Sinnesänderung und einen Neuanfang, gerade am Lebensende, wo wir einen Überblick über unser vergangenes Leben gewinnen können. Der Hospizmitarbeiter hat in der Sterbebegleitung die Möglichkeit, diesen Überblick in Gesprächen zu vervollständigen. Wenn er es in dem Bewußtsein weiterer möglicher Entwicklung tut, kann er dem Sterbenden Ruhe und Gelassenheit schenken. Er kann ihm damit helfen, sich vertrauensvoll und zuversichtlich zu lösen.

So wie wir träumen, und so wie kleine Kinder mit der Welt leben, so leben auch alte Menschen vor ihrem Tod oft in einer Traum - / Bilderwelt und sind deshalb gerade mit Märchen zu erreichen, zu trösten, zuversichtlich zu stimmen. Dabei erleben wir, daß ein Mensch umso empfindlicher und hellfühliger wird, je schwächer er wird. Gerade wenn er nur noch schwach reagiert oder nicht mehr antwortet, heißt das nicht, daß er nicht wahrnimmt. Auch, wenn er nicht reagiert, nimmt er vielleicht auf, was ich ihm vorlese oder erzähle.

Beipiel für träumerisches Leben:

a) Ein kleines Kind spielt mit zwei Steinchen Kuh und Hahn: "Hast du Hunger? Hier hast du was zu essen…". Der Vater kommt und sagt: "Räum die Steine weg, wir wollen den Tisch decken!" Das sind zwei Welten.

b) Seniorin, 95 J., beim Abschied: "Aber die Cornelia muß doch zum Bahnhof!" Ich sehe diese Cornelia im Zimmer nicht, aber ich sage: "Na, ich bin doch mit dem Auto da. Ich kann sie hinbringen." Antwort der Sterbenden: "Dann ist ja alles gut."


Empfehlungen für bestimmte Märchen (Literaturlisten Schlechtinger, Jentzsch) gebe ich nicht gerne. Jeder Vorleser / Erzähler muß im Einzelfall abspüren, was er dem Kranken, dem Sterbenden zumuten kann. Er sollte nur das vorlesen oder erzählen, mit dem er selbst ganz einverstanden ist, ohne zu zweifeln. Dazu ist das Beschäftigen mit der Bedeutung der Märchen eine gute Voraussetzung. Siehe --> Märchendeutung.


Referenzen:

25 .- 26. Mai 2004 "Hilfen zur Sterbebegleitung", zwei Seminare auf der Pflegefachtagung der Heilmittelfabrik WELEDA, 73625 Schwäbisch Gmünd, Möhlerstr. 3, Tel. 07171 - 919 - 0

29. Januar 2005 "Märchen in der Sterbebegleitung" Kurs 13.30 - 17.30 Uhr im Hospizdienst 73430 Aalen, Wilhelm-Merz-Str. 4, Tel. 07361 - 555 056

11. Januar 2014, 8.30 - 12.30 Seminar "Märchen in der Sterbebegleitung" für die Hospizvereine Plochingen / Deizisau, Reichenbach, Wernau, in 73207 Plochingen, Hindenburgstr. 57 - Kontakt: Frau Schick T. 07153 - 26 573


(Stand: 27.2.2006, 6.10.2008, 29.1.2012, 1.4.2014)

--> Druckversion Flyer "Hospiz"

--> Vortrags-Nachschrift (4 DINA4-Seiten) Jan. 2014